Das Weichglühen wird vorwiegend für Stähle mit einem höheren Kohlenstoffgehalt (> 0,7 %) und bei höher legierten Werkzeug- und Baustählen angewendet. Durch die Weich-glühung werden die lamellaren Perlits in eine kugelige Form überführt.
Diese Gefügeausbildung weist eine geringere Festigkeit des Stahls auf und bewirkt dadurch eine bessere Zerspanbarkeit und Eignung zum Kaltumformen bzw. Härten.
Stähle mit niedrigerem Kohlenstoffgehalt eignen sich nicht zum Weichglühen, da sie bei spanender Bearbeitung zum „Schmieren“ neigen.
Verfahren
Weichglühen ist ein Wärmebehandlungsverfahren, bei dem die Zerspanbarkeit und die Kaltverformbarkeit von Metallwerkstücken verbessert werden. Das Verfahren wird bei einer Temperatur durchgeführt, die unterhalb der kritischen Umwandlungstemperatur des Werkstoffs liegt. Bei Stahl liegt dieser Bereich zwischen 720 und 850 °C. Bei dieser Temperatur ist der Werkstoff plastisch und lässt sich leicht bearbeiten.
Das Werkstück wird langsam und gleichmäßig auf die gewünschte Temperatur erwärmt. Diese Temperatur wird dann für eine bestimmte Zeit gehalten, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Anschließend wird das Werkstück langsam und gleichmäßig abgekühlt.
Wirkungsweise
Beim Weichglühen werden zunächst Defekte wie Versetzungen ausgeheilt. Diese Defekte können durch verschiedene Prozesse entstehen, wie z. B.:
Anschließend erfolgt eine Rekristallisation, bei der sich neue Kristalle bilden. Diese Kristalle sind größer und gleichmäßiger als die ursprünglichen Kristalle. Dadurch wird die Zerspanbarkeit und die Kaltverformbarkeit des Werkstoffs verbessert.
Weichglühen wird in einer Vielzahl von Bereichen eingesetzt, darunter:
Weichglühen bietet eine Reihe von Vorteilen, darunter:
Weichglühen kann zu einer gewissen Verminderung der Härte führen. In der Regel ist dieser Effekt jedoch vernachlässigbar.
Beim Weichglühen sind folgende Sicherheitshinweise zu beachten:
Zu den ähnlichen Verfahren zählen das Spannungsarmglühen und das Normalisieren.